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Eine vegane Zeitreise durch unsere Geschichte

Bei historischen Betrachtungen der menschlichen Ernährung steht ein Blick in unsere Evolution am Anfang. Das Gewirr unseres biologischen Stammbaumes hat in 5 Millionen Jahren viele Spielarten von Hominidentypen hervorgebracht, die sich auch in ihrer Ernährungsweise unterschieden.

Einige lebten rein vegetarisch wie die „Nussknackermenschen“ (Die „Robusten Australopithecinen“), die mit ihren mächtigen Kiefern Savannengräser und holzige Wurzeln zermalmten. Unser nächster Verwandter, der Neandertaler, entpuppte sich nach Knochenuntersuchungen als fast reiner Fleischfresser. Homo sapiens gehört in seiner Ahnenreihe zu den häufigsten, klassischen Allesfressern. Er – oder besser gesagt „wir“ – sind einem wechselnden Nahrungsangebot angepasst, das heißt aber auch, dass wir wählen, uns frei entscheiden können.

Die klassische Antike: Berühmte Protagonisten des veganen Lebensstils

Ob Menschen bereits in der Frühgeschichte aus kulturellen Gründen auf tierische Lebensmittel verzichteten, lässt sich schwer nachweisen. Verbrieft als philosophische oder religiöse Strömung ist der Veganismus seit der Antike. Im abendländischen Kulturkreis lehnten einige Schulen der griechischen Philosophen den Verzehr von Fleisch, Eiern und Milch ab. Platon und Pythagoras sind die bekanntesten Vorreiter eines konsequenten Tierrechtsgedankens, daneben kam auch schon die Erkenntnis auf, dass Vegetarier gesünder leben. Allerdings hatten die altgriechischen Vegetarier bereits ihre erklärten Gegner in konkurrierenden Denkschulen wie beispielsweise den Stoikern. Der Streit um die vegetarische und vegane Lebensführung begann also vor rund 2 500 Jahren.

Die asiatischen Philosophien: Respekt vor dem Tier als Selbstverständlichkeit

In dieser Zeit entstanden auch die asiatischen Religionen und Philosophien. Die Idee des fühlenden Mitwesens „Tier“ trat hier viel deutlicher hervor als in der frühen europäischen Antike. So gehören nach buddhistischer Auffassung Tier und Mensch einer gemeinsamen Wesensklasse an. Das Gebot „Du sollst nicht töten“ bezieht sich hier ursprünglich auch auf Tiere. Freilich ist der Verzehr tierischer Lebensmittel auch in den asiatischen Traditionen kein absolutes Tabu. Die buddhistischen Mönchsregeln hingegen verbieten Fleisch, Eier und Milch ganz eindeutig.

Die christliche Antike: Tierrechte chancenlos

Um die Zeitenwende gründeten sich Religionsgemeinschaften, die dem Christentum nahe standen. In diesen Denkströmungen kamen häufig asketische Ansätze auf, die auch einen veganen Lebensstil propagierten. Belegt ist dies für die Manichäer, aber auch für Abweichler von ursprünglich christlichen Gruppierungen, deren Anhänger ein zurückgezogenes Dasein führten.

Die vegan lebenden Eustathianer waren eine dieser abgeschiedenen Vereinigungen, die in der Spätantike oft den Märtyrertod starben.

Die christliche Lehre propagiert die Überlegenheit des Menschen als „Ebenbild Gottes“. Diese Haltung bietet wenig Raum für Tierschutzgedanken und so entstand in der offiziellen Kirche auch nie das grundsätzliche Ideal einer vegetarischen oder veganen Lebensweise. Einzig die seit der Spätantike belegte Fastenzeit und die Freitagsregel sind Anklänge einer Beschränkung des Fleischkonsums.

Etwas strenger sahen es die Regularien vieler Ordensgemeinschaften vor, die sich in vielen Angelegenheiten in Opposition zum Vatikan stellten. Archäologische Untersuchungen beweisen allerdings, dass es hinter den Klostermauern weniger asketisch zuging als theoretisch gefordert. Ohnehin ist die unsinnige Unterscheidung zwischen Fisch und Fleisch eine kirchliche Erfindung.

Die Neuzeit: Neuer, alter Veganismus

Als die Renaissance die dunkle Epoche des Mittelalters beendete, keimten die klassischen Ideen der griechisch-römischen Antike erneut auf. Mithin traten einzelne Persönlichkeiten auch für eine vegane Lebensführung ein wie der Brite Thomas Tryon im 17. Jahrhundert. Bis ins 19. Jahrhundert sollte es dauern, bis sich Vegetarier vor allem in Deutschland und Groß Britannien in Verbänden zusammenschlossen.

Die Moderne: Veganismus mit globaler Motivation

Die Vegetarier des 19. Jahrhunderts waren überwiegend durch den Tierschutzgedanken motiviert. Eine Rolle spielte aber auch schon in dieser Zeit die Sehnsucht nach einem natürlichen Leben, worin eine gewisse Zivilisations- und Herrschaftskritik zu Ausdruck kam. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs kam eine neue Sichtweise hinzu. Der Club of Rome mahnte die Grenzen des Wachstums im Ökosystem der Biosphäre an. In der Ressourcenverschwendung der Fleischproduktion erkannten nun viele Menschen nicht nur ein Umweltdebakel, sondern auch eine unhaltbare Ausbeutung der sogenannten dritten Welt. Vegane Ernährung wurde somit zum Mittel der friedlichen Agitation gegen ein ungerechtes und bedrohliches politisches System. Aktueller denn je sind solche Überlegungen gerade in Zeiten, in denen sich die Folgen des Klimawandels nicht mehr wegdiskutieren lassen.

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