Bei der riesigen Auswahl im Supermarkt scheint der Begriff „saisonal“ ein Fremdwort zu sein: Quasi jede beliebige Obst- und Gemüsesorte ist inzwischen ganzjährig verfügbar. Egal ob Spargel im Oktober oder Erdbeeren im Januar. Aber welche weitreichenden Auswirkungen hat dieser Überfluss, und warum sollte man dennoch Wert auf saisonale Erzeugnisse legen?
Die Entscheidung, zu welchen Lebensmitteln beim Einkaufen gegriffen wird, beeinflusst die eigene Ökobilanz viel stärker, als viele vermuten. Etwa ein Drittel aller Umweltbelastungen, die durch eine einzelne Person verursacht werden, lässt sich auf die Nahrung zurückführen. Dabei spielt der Konsum von Obst und Gemüse, die gerade keine Saison haben, eine eklatante Rolle, was sich anhand eines einfachen Beispiels veranschaulichen lässt. Hat man beispielsweise im November Lust auf Spargel und greift zu dem importierten Gemüse aus Mexiko, kommt dies durch den Flugtransport einem Verbrauch von etwa 5 Litern an Erdöl gleich. Genießt man stattdessen den Spargel in der lokalen Spargelsaison und kauft den in der Heimat gewachsenen Spargel, schlägt dieser mit lediglich 0,3 Litern Erdöl zu Buche. Doch nicht nur der Kauf von Obst und Gemüse, das aus fernen Ländern importiert werden muss, ist problematisch. Auch dessen Anbau im Winter in heimischen Gewächshäusern belastet die Umwelt, da diese ständig beheizt werden müssen und somit ebenfalls den Energieverbrauch in die Höhe treiben.
Saisonale Produkte sollten nicht nur unserem Planeten zuliebe, sondern auch im Hinblick auf die eigene Gesundheit gewählt werden. Nicht saisonales Obst und Gemüse ist häufig durch Schadstoffe belastet. Erdbeeren, die unter Folie gedeihen, müssen beispielsweise zur Vorbeugung von Pilzentstehung, die durch diese Anbauweise gefördert wird, intensiv mit Pflanzenschutzmittel behandelt werden. Zudem ist bei Obst und Gemüse, welches im Gewächshaus herangezogen wird, die Nitratbelastung deutlich erhöht.
Hinzu kommt, dass saisonal und regional gewachsenes Obst, auf kurzen Transportwegen in die Verkaufsregale gelangt, und damit deutlich frischer als jene Erzeugnisse ist, die um den halben Erdball gereist sind. Dadurch sind erstere auch deutlich nährstoffreicher. Selbiges gilt für konventionell, und nicht in Gewächshäusern herangezogenes Obst und Gemüse, da dieses durch das Wachsen unter natürlichem Sonnenlicht und an der frischen Luft mehr Vitamine und Nährstoffe entwickeln kann.
Saisonales Obst und Gemüse ist nicht nur umweltfreundlicher und gesünder, sondern auch deutlich schmackhafter als nicht saisonales. Auch dies lässt sich wiederum auf die größere Frische und eine schonendere Anbauweise zurückführen. So werden Tomaten, die im Winter in südlichen Ländern halbreif geerntet werden und auf ihrem langen Transportweg nachreifen, nie den intensiven Geschmack von jenen Tomaten erreichen, die heimisch im Spätsommer geerntet werden und somit genügend Zeit zur optimalen Aroma Entwicklung hatten.
Sollte nun jedes nicht saisonale Produkt vom Speisezettel gestrichen werden? Die klare Antwort lautet: nein. Eine abwechslungsreiche Ernährung ist ein wichtiger Grundpfeiler, wenn es um die Aufnahme aller wichtigen Nährstoffe und somit um den Erhalt der eigenen Gesundheit geht. Allerdings sollte man sich bei Kaufentscheidungen in Bezug auf Lebensmittel der vielschichtigen Konsequenzen bewusst werden und saisonale Produkte zumindest möglichst bevorzugen. Mithilfe des Saisonkalenders kann man sich im Vorfeld informieren, welche Obst- und Gemüsesorten gerade Saison haben.
Wer weiß, dass er mitten im Winter bestimmt Appetit auf Erdbeeren bekommen wird, jedoch das schlechte Gewissen beim nicht saisonalen Kauf vermeiden möchte, kann vorausplanen. Ist genügend Platz in der Gefriertruhe vorhanden, können viele saisonale Obst-und Gemüsearten ganz einfach selbst eingefroren, und bei Bedarf zu jeder beliebigen Jahreszeit aufgetaut und genossen werden. Eine andere Möglichkeit ist das Verarbeiten durch Einmachen, wie beispielsweise die Herstellung hausgemachter Marmelade.
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