Ein deutsches Weihnachten ohne Lebkuchen wäre ebenso wenig denkbar wie Frankreich ohne Buche de Noel oder England ohne Plum Pudding.
Aber das wir Lebkuchen nur zu Weihnachtszeit im Kopf haben ist komisch, angesichts der Tatsache, dass deutsche Lebkuchen im Rest der Welt das ganze Jahr über gegessen werden.
In Russland heißen Lebkuchen Pirjaniki, in der Schweiz Biber oder Biberli, bei den alten Römern nannte man sie panus mellitus (lat.: mit Honig bestrichenes Brot) und wir kennen ähnliches Gebäck noch unter dem Namen Pfefferkuchen und Honigkuchen.
Doch was wir als Lebkuchen aus dem Supermarkt kennen, hat nicht unbedingt was mit dem Originalgebäck zu tun. Nürnberger Lebkuchen gibt es heute überall und in immer unzähligeren Varianten. Rund, in Herzform, klein oder groß, ungefüllt oder gefüllt mit Marmelade. Sehr viele Fabrikationsmodelle fallen in die nicht nennenswerte Kategorie der billigen Massenware – zu süß statt gut gewürzt. Gute Qualität ist immer handgemacht und meist teuer, aber es lohnt sich. Manche der schokolierten Gewürztaler sind tatsächlich so gut, dass man nicht schmeckt, ob „handgemacht“ zwei teigverschmierte Hände bedeutet oder eine mittelgroße Backstrasse meint, die schlicht noch von Hand bedient wird.
Der Markt boomt. 2012 hat Deutschland laut statistischem Bundesamt alleine zwischen Januar und September über 9.000 Tonnen Lebkuchen in den internationalen Markt exportiert und das Hauptgeschäft mit der süssen Spezialität geht im Oktober erst richtig los. Das sind glänzende Aussichten.
Doch um die Produktion zum günstigen Preis noch zu erhöhen, werden leider oft auch billige Zutaten verbacken. Vor einigen Jahren wurde sogar in aus China importiertem Hirschhornsalz, das hier für die Herstellung von Lebkuchenteig verwendet wurde, die Chemikalie Melamin gefunden und durch den Verkaufstopp des Einzelhandels waren Lebkuchen plötzlich Mangelware.
Wer wirklich wissen will was in seinem Lebkuchen drin ist, der sollte sich 1-2 Stunden Zeit nehmen und sich seinen Weihnachtsvorrat selber backen. Es gehört nicht viel dazu, einen gut gewürzten Lebkuchenteig zu fertigen: gemahlene Mandeln und Haselnüsse, kandierte Orangen und Zitronen, Anis, Zimt, Kardamom und ein Hauch Nelke und Muskat. Eine einheitlich gültige Mischung der Gewürze gibt es nicht. Die Gewürze sollten deutlich aber nicht aufdringlich rausschmecken, wer es lieber warm und gaumenschmeichelnd mag nimmt mehr Zimt, etwas herber wird es durch frischen, feingeriebenen Ingwer und eine Messerspitze Piment. Wem der leichte Marzipangeschmack am Lebkuchen besonders gefällt, kann die eigenen Geschmacksknospen mit einer kleinen Menge gemahlener Tonkabohne zu Standing Ovations animieren.
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